Ein paar Worte vorweg, versus X besteht mittlerweile schon seit knapp zehn Jahren. Trotz einem gelungenen Debut und einen noch besseren Zweitling sind versus X in Deutschland nur Insidern, in der Schweiz und nahem Ausland den wenigsten bekannt. Arne Schäfer, der Kopf dieser Art-Rockband beantwortete mir einige Fragen
Kannst du mir ganz kurz den "Lebenslauf" von versus X schildern?
In der Mitte der 80ger Jahre spielte ich in einer Band namens "Vague Venture", die mit New Wave a la Ultravox begonnen hatten und durch meinen Einfluß zunehmend auch komplexeres Material spielten. Etwa 1988 stellte sich heraus, daß zwei Bandmitglieder diesen Weg nicht mitgehen wollten und die Band zerfiel in zwei Teile. Ralf Engelmann (bass) und Matthias Schoeller (keys) machten weiter als Vague Venture und Stefan Maywald, ich und unser Mixer Andreas Tofahrn hielten Ausschau nach neuen Mitstreitern für progressivere Gefilde.
Wir fanden mit Lukas Ernst einen technisch sehr versierten Keyboarder, aber wie sich nach ein paar Monaten herausstellte war versus X (so der neue Bandname) doch nicht ganz sein Ding.
Zu dieser Zeit gab ich einige Solo Konzerte in kleinen Clubs. Eines dieser Konzerte besuchte Ekkehard Nahm (keyboards) und fragte mich danach, ob ich von Peter Hammill beeinflußt wäre. Ich stimmte zu und nachdem ich erfahren hatte, daß er Keyboards spielt, verabredeten wir eine Session. Es stellte sich heraus, daß wir eine starke musikalische Seelenverwandschaft teilen und sich unsere Talente ideal ergänzen. In der Besetzung Maywald, Schäfer, Nahm, plus Tofahrn namen wir unser erstes Album (versus X, 1994, Eigenproduktion) auf, auf dem ich bei einigen Stücken auch Bass spiele.
Auf der Prog Com in Aschaffenburg gaben wir Stefan Kost (damals freier Musea Mitarbeiter, heute Angular Records) eine Promo CD und Musea war interessiert. Nachdem sie auch noch mein Solomaterial gehört hatten, beschloß Musea, zunächst eine Solo CD von mir (The Border of Awareness, 1995) unter dem Namen Apogee herauszubringen. Die erste versus X CD war ja als Eigenproduktion bereits verfügbar.
Bei versus X kam später noch Stephan Dilley am Bass dazu und es erschien 1997 unser zweites Album "Disturbance". 1998 erschien dann noch das zweite Apogee Album "Sisyphos".
Vor kurzem wurden wir hervorragend verstärkt durch Uwe Völlmar am Schlagzeug und Jörg Fischer am Bass. Das neue versus X Album wird voraussichtlich Ende 2000 erscheinen, wenn das bei Musea klappt.
Anscheinend orientiert sich versus X nicht nach anderen Bands, hörbar ich es auf jeden Fall in keiner Weise
Ich nehme an, unsere Einflüsse sind einfach zu vielfältig und auch aus nicht-Prog Bereichen, so daß die resultierende Mischung ziemlich einzigartig ist. Bei uns ist viel Hörerfahrung einbezogen, aber unsere Kompositionen entsprechen nur in kleinen Teilen gängigen Standards.
Es fängt vielleicht an wie bei Genesis, erinnert später an Stravinsky oder Univers Zero, dann an minimal music, dann wieder an Jethro Tull, Zappa, UK oder Gentle Giant. Wir suchen ständig nach für uns unüblichen Harmonien, rythmischen Abfolgen und Melodien, ohne konkrete Orientierung auf irgendein musikalisches Genre.
Es gibt da ja noch zwei Longplayer von dir, das Soloproject "Apogee", einen grossen Unterschied zu den versus X Alben gibt es kaum, man spürt also, das du den grössten Teil der drei Alben selber komponiert hast, geht’s in der gleichen Richtung weiter?
Die Grundrichtung ist sicher in beiden Fällen die gleiche, wie auch Gesang und Gitarre. Allerdings ist bei versus X der kompositorische Einfluß von Ekkehard wesentlich größer als es vielleicht den Anschein hat, auf dem nächsten Album mehr als 50%.
Die versus X Stücke sind viel stärker Keyboardorientiert und basieren häufig auf Klavierarpeggios. Durch Ekkehards Einfluß sind die Übergänge und Modulationen meist sehr fließend.
Wir sind uns einfach musikalisch sehr ähnlich. Ein Soloablum von Ekki würde sicher auch sehr stark nach versus X klingen.
Apogee ist etwas offener für Zappaeske, überraschende Wendungen und Gitarrensoli und es kann sogar mal leicht jazzig werden.
Du hast mit versus X zwei starke Alben und im Alleingang zwei Solowerke in ähnlicher Qualität produziert. Ist eine Steigerung überhaupt noch möglich?
Das fragen wir uns jedesmal wenn wir an eine neue Komposition herangehen, man steckt da einfach nicht drin bei unserer Art von Musik. In erster Linie kommt es auf die Qualität der initialen Ideen an. Wir betreiben dabei mittlerweile eine gnadenlose Selektion.
Früher habe ich noch aus fast jeder musikalischen Idee einen Song gemacht, heute schaffen es vielleicht 10% in die engere Wahl. Ekki hat allerdings eine höhere Trefferquote. In Bezug auf Arrangement und spielerische Perfektion wird man ja mit der Zeit automatisch besser, da mache ich mir keine Sorgen.
Die zu verwendenden Grundideen sind allerdings sehr unterschiedlich und meist kann man die Qualität des fertigen Stückes erst mit einen halben Jahr Abstand einigermaßen objektiv beurteilen. Bis jetzt geht die Qualitätskurve mit jedem Stück für unsere Einschätzung mit leichten Zickzack eindeutig nach oben.
Warum hast du überhaupt ein Soloalbum produziert, wäre es nicht besser gewesen, das Ding mit versus X einzuspielen, man sagt ja so schön, ab dem dritten Album sollte man das ernten was man lange vorher gesät hat.
Es hat sich einfach so ergeben, wie oben geschildert, denn ich produziere schon seit 25 Jahren Solomaterial und traditionsgemäß gleichzeitig zu meinen Bandaktivitäten. Ausserdem ist es ein Koordinations- und Zeitproblem, denn als nicht-Profis in reiferem Alter schaffen wir mit der Band nicht mehr als eine CD alle 3 Jahre.
Wenn man, wie ich bei Apogee, alle Fäden selbst in der Hand hat, kann man sehr effizient arbeiten, alle Entscheidungen selbst treffen und dadurch schneller komponieren und produzieren. Es ist dann zwar keine externe Kontrollinstanz mehr vorhanden, aber mit etwas Selbstkritik bekommt man das in den Griff.
Ich würde sagen "Apogee" ist ein direktes Abbild meiner musikalischen Seele. Ich schätze mich glücklich, beide Möglichkeiten (Band und Solo) gleichzeitig nutzen zu können. Allerdings werden mich meine familiären Verpflichtungen (mittlerweile zwei entzückende kleine Kinder) zukünftig doch etwas bremsen, nehme ich an.
Es hat ja einige Umbesetzungen in der Band gegeben, wer sind diese Musiker, werden diese neuen Musiker Einfluss auf den Stil von versus X nehmen, und wenn, wie sieht dieser Einfluß ungefähr aus?
Uwe Völlmar, unser hervorragender neuer Drummer, hat uns einen wesentlich rockigeren Touch verliehen. Er verkörpert für uns den idealen versus X Drummer, präzise, kraftvoll und gleichzeitig sensibel für Dynamikänderungen sowie jederzeit offen für Experimente.
Jörg Fischer, unser neuer Bassist ist in genau der gleichen musikalischen Tradition verwurzelt wie wir und ist ein ausgezeicheter Bassist. Er kann außerdem gut Gitarre spielen und singen. Das werden wir nutzen in Arrangements mit zwei Gitarren und Basspedalen und mehrstimmigen Gesangslinien.
Der Einstieg in eure Musik ist doch recht schwierig, hast du dich nicht schon mal damit auseinandergesetzt, etwas eingängiges zu komponieren um so vielleicht bekannter zu werden?
Wir lehnen es prinzipiell so an die Sache heranzugehen. Wenn es sich ergibt ist es schön, aber mit Vorsatz machen wir das nicht. Ich nehme auch an wir wären nicht besonders gut bei einem solchen Versuch.
Unser Ziel ist es Musik zu komponieren die für uns selbst außergewöhnlich erscheint um die Grenzen unseres eigenen Horizonts ständig zu erweitern. Wir sind in keiner Weise abhängig von den kargen monetären Erträgen, die uns unsere Musik einbringt und so haben wir die wunderbare Freiheit uns konsequent auf unsere eigenen musikalischen Visionen konzentrieren zu können.
Wann soll denn das dritte Album von versus X eingespielt werden?
Wir sind momentan dabei, die Basic Tracks aufzunehmen.
Angeblich mit einer zweiten Stimme, ist da was dran?
Da das Material für das neue Album bereits fertig war als Jörg in die Band kam, wird seine zweite Stimme wohl nur an ein paar stellen zu hören sein. Wir werden dies in Zukunft aber ausbauen.
Wer die vier Alben von versus X und Apogee kennt, der weiss, das die Longtracks schon fast Aushängeschild sind, findet es auf dem neuen Album seine Fortsetzung?
Ja, voraussichtlich werden es 3 lange Stücke, ein kürzeres und vielleicht noch ein kurzes atmosphärisches am Schluß.
Habt ihr schon einen Arbeitstitel für’s neue Album?
Nein
Ein Konzeptalbum gibt es ja noch nicht von versus X, hast du noch nicht in Erwägung gezogen, mal eines einzuspielen?
Jeder unserer Longtracks beinhaltet ja quasi ein Konzept. Außerdem existiert auch eine Art übergeordnetes Konzept, denn häufig greife ich die Thematik eines Stückes im nächsten wieder auf und spinne es weiter.
Meine Texte sind grösstenteils ziemlich abstakt und assoziativ. Das heißt wenn es mal ein Konzept gibt, dann wohl in der Art von "The Lanb lies down on Broadway". Ich habe bereits zwei Konzeptalben auf Kassetten Produziert, noch vor versus X Zeiten, für die mein Freund Gerald Heimann die deutschen Texte geschrieben hat (Schleifen, 1988, Die gläserne Wand, 1989, beide kann man über meine Apogee Webseite beziehen).
Von Konzept zu Konzert, von zwei Daten weiss ich mittlerweile, wieviele Konzert sollen es denn im Jahr 2000 werden??
Drei bis vier.
Ist vielleicht so etwas wie eine kleine Tour durch Deutschland geplant?
Nein, dafür ist der Koordinationsaufwand für uns zu gross. Wir haben leider auch niemanden, der sich mit größerem Zeitaufwand um solche Sachen kümmern könnte. Das müßte schon ein sehr idealistischer Manager sein.
Und in die Schweiz, wäre das für dich vorstellbar, an einigen Orten aufzutreten?
Natürlich. Wenn das Equipment mal eingeladen ist, können wir damit auch in die Schweiz fahren, vorausgesetzt es kommen mindestens unsere Aufwendungen irgendwie wieder raus.
Ich kenne versus X aus dem Internet, bzw. bin durch Markus Weis an euer Debutalbum gekommen, macht sich das Medium Internet für euch bezahlt, verkauft ihr so einige Alben mehr oder ist gar kein Unterschied auszumachen?
Das ist schwer zu sagen, da die Internet Sache erst richtig ins Laufen kam als wir die letzte CD veröffentlicht haben. Ich denke das Internet ist das ideale Medium für alle Nischenprodukte, zu denen ich auch Prog zähle, da sich Fans aus aller Welt schnell und effizient austauschen können.
Vor allem durch die Möglichkeit Soundfiles herunterzuladen und das Internet-selling wird es gerade für den Prog erst richtig interessant. Da kommt noch eine Lawine auf uns zu. Ich nehme an in 5 Jahren geht nichts mehr ohne dieses Medium.
Progressive Corner
Interview mit Werner Wachtarczyk vom progressive corner, 2000
Ein paar Worte vorweg, versus X besteht mittlerweile schon seit knapp zehn Jahren. Trotz einem gelungenen Debut und einen noch besseren Zweitling sind versus X in Deutschland nur Insidern, in der Schweiz und nahem Ausland den wenigsten bekannt. Arne Schäfer, der Kopf dieser Art-Rockband beantwortete mir einige Fragen
Kannst du mir ganz kurz den "Lebenslauf" von versus X schildern?
In der Mitte der 80ger Jahre spielte ich in einer Band namens "Vague Venture", die mit New Wave a la Ultravox begonnen hatten und durch meinen Einfluß zunehmend auch komplexeres Material spielten. Etwa 1988 stellte sich heraus, daß zwei Bandmitglieder diesen Weg nicht mitgehen wollten und die Band zerfiel in zwei Teile. Ralf Engelmann (bass) und Matthias Schoeller (keys) machten weiter als Vague Venture und Stefan Maywald, ich und unser Mixer Andreas Tofahrn hielten Ausschau nach neuen Mitstreitern für progressivere Gefilde.
Wir fanden mit Lukas Ernst einen technisch sehr versierten Keyboarder, aber wie sich nach ein paar Monaten herausstellte war versus X (so der neue Bandname) doch nicht ganz sein Ding.
Zu dieser Zeit gab ich einige Solo Konzerte in kleinen Clubs. Eines dieser Konzerte besuchte Ekkehard Nahm (keyboards) und fragte mich danach, ob ich von Peter Hammill beeinflußt wäre. Ich stimmte zu und nachdem ich erfahren hatte, daß er Keyboards spielt, verabredeten wir eine Session. Es stellte sich heraus, daß wir eine starke musikalische Seelenverwandschaft teilen und sich unsere Talente ideal ergänzen. In der Besetzung Maywald, Schäfer, Nahm, plus Tofahrn namen wir unser erstes Album (versus X, 1994, Eigenproduktion) auf, auf dem ich bei einigen Stücken auch Bass spiele.
Auf der Prog Com in Aschaffenburg gaben wir Stefan Kost (damals freier Musea Mitarbeiter, heute Angular Records) eine Promo CD und Musea war interessiert. Nachdem sie auch noch mein Solomaterial gehört hatten, beschloß Musea, zunächst eine Solo CD von mir (The Border of Awareness, 1995) unter dem Namen Apogee herauszubringen. Die erste versus X CD war ja als Eigenproduktion bereits verfügbar.
Bei versus X kam später noch Stephan Dilley am Bass dazu und es erschien 1997 unser zweites Album "Disturbance". 1998 erschien dann noch das zweite Apogee Album "Sisyphos".
Vor kurzem wurden wir hervorragend verstärkt durch Uwe Völlmar am Schlagzeug und Jörg Fischer am Bass. Das neue versus X Album wird voraussichtlich Ende 2000 erscheinen, wenn das bei Musea klappt.
Anscheinend orientiert sich versus X nicht nach anderen Bands, hörbar ich es auf jeden Fall in keiner Weise
Ich nehme an, unsere Einflüsse sind einfach zu vielfältig und auch aus nicht-Prog Bereichen, so daß die resultierende Mischung ziemlich einzigartig ist. Bei uns ist viel Hörerfahrung einbezogen, aber unsere Kompositionen entsprechen nur in kleinen Teilen gängigen Standards.
Es fängt vielleicht an wie bei Genesis, erinnert später an Stravinsky oder Univers Zero, dann an minimal music, dann wieder an Jethro Tull, Zappa, UK oder Gentle Giant. Wir suchen ständig nach für uns unüblichen Harmonien, rythmischen Abfolgen und Melodien, ohne konkrete Orientierung auf irgendein musikalisches Genre.
Es gibt da ja noch zwei Longplayer von dir, das Soloproject "Apogee", einen grossen Unterschied zu den versus X Alben gibt es kaum, man spürt also, das du den grössten Teil der drei Alben selber komponiert hast, geht’s in der gleichen Richtung weiter?
Die Grundrichtung ist sicher in beiden Fällen die gleiche, wie auch Gesang und Gitarre. Allerdings ist bei versus X der kompositorische Einfluß von Ekkehard wesentlich größer als es vielleicht den Anschein hat, auf dem nächsten Album mehr als 50%.
Die versus X Stücke sind viel stärker Keyboardorientiert und basieren häufig auf Klavierarpeggios. Durch Ekkehards Einfluß sind die Übergänge und Modulationen meist sehr fließend.
Wir sind uns einfach musikalisch sehr ähnlich. Ein Soloablum von Ekki würde sicher auch sehr stark nach versus X klingen.
Apogee ist etwas offener für Zappaeske, überraschende Wendungen und Gitarrensoli und es kann sogar mal leicht jazzig werden.
Du hast mit versus X zwei starke Alben und im Alleingang zwei Solowerke in ähnlicher Qualität produziert. Ist eine Steigerung überhaupt noch möglich?
Das fragen wir uns jedesmal wenn wir an eine neue Komposition herangehen, man steckt da einfach nicht drin bei unserer Art von Musik. In erster Linie kommt es auf die Qualität der initialen Ideen an. Wir betreiben dabei mittlerweile eine gnadenlose Selektion.
Früher habe ich noch aus fast jeder musikalischen Idee einen Song gemacht, heute schaffen es vielleicht 10% in die engere Wahl. Ekki hat allerdings eine höhere Trefferquote. In Bezug auf Arrangement und spielerische Perfektion wird man ja mit der Zeit automatisch besser, da mache ich mir keine Sorgen.
Die zu verwendenden Grundideen sind allerdings sehr unterschiedlich und meist kann man die Qualität des fertigen Stückes erst mit einen halben Jahr Abstand einigermaßen objektiv beurteilen. Bis jetzt geht die Qualitätskurve mit jedem Stück für unsere Einschätzung mit leichten Zickzack eindeutig nach oben.
Warum hast du überhaupt ein Soloalbum produziert, wäre es nicht besser gewesen, das Ding mit versus X einzuspielen, man sagt ja so schön, ab dem dritten Album sollte man das ernten was man lange vorher gesät hat.
Es hat sich einfach so ergeben, wie oben geschildert, denn ich produziere schon seit 25 Jahren Solomaterial und traditionsgemäß gleichzeitig zu meinen Bandaktivitäten. Ausserdem ist es ein Koordinations- und Zeitproblem, denn als nicht-Profis in reiferem Alter schaffen wir mit der Band nicht mehr als eine CD alle 3 Jahre.
Wenn man, wie ich bei Apogee, alle Fäden selbst in der Hand hat, kann man sehr effizient arbeiten, alle Entscheidungen selbst treffen und dadurch schneller komponieren und produzieren. Es ist dann zwar keine externe Kontrollinstanz mehr vorhanden, aber mit etwas Selbstkritik bekommt man das in den Griff.
Ich würde sagen "Apogee" ist ein direktes Abbild meiner musikalischen Seele. Ich schätze mich glücklich, beide Möglichkeiten (Band und Solo) gleichzeitig nutzen zu können. Allerdings werden mich meine familiären Verpflichtungen (mittlerweile zwei entzückende kleine Kinder) zukünftig doch etwas bremsen, nehme ich an.
Es hat ja einige Umbesetzungen in der Band gegeben, wer sind diese Musiker, werden diese neuen Musiker Einfluss auf den Stil von versus X nehmen, und wenn, wie sieht dieser Einfluß ungefähr aus?
Uwe Völlmar, unser hervorragender neuer Drummer, hat uns einen wesentlich rockigeren Touch verliehen. Er verkörpert für uns den idealen versus X Drummer, präzise, kraftvoll und gleichzeitig sensibel für Dynamikänderungen sowie jederzeit offen für Experimente.
Jörg Fischer, unser neuer Bassist ist in genau der gleichen musikalischen Tradition verwurzelt wie wir und ist ein ausgezeicheter Bassist. Er kann außerdem gut Gitarre spielen und singen. Das werden wir nutzen in Arrangements mit zwei Gitarren und Basspedalen und mehrstimmigen Gesangslinien.
Der Einstieg in eure Musik ist doch recht schwierig, hast du dich nicht schon mal damit auseinandergesetzt, etwas eingängiges zu komponieren um so vielleicht bekannter zu werden?
Wir lehnen es prinzipiell so an die Sache heranzugehen. Wenn es sich ergibt ist es schön, aber mit Vorsatz machen wir das nicht. Ich nehme auch an wir wären nicht besonders gut bei einem solchen Versuch.
Unser Ziel ist es Musik zu komponieren die für uns selbst außergewöhnlich erscheint um die Grenzen unseres eigenen Horizonts ständig zu erweitern. Wir sind in keiner Weise abhängig von den kargen monetären Erträgen, die uns unsere Musik einbringt und so haben wir die wunderbare Freiheit uns konsequent auf unsere eigenen musikalischen Visionen konzentrieren zu können.
Wann soll denn das dritte Album von versus X eingespielt werden?
Wir sind momentan dabei, die Basic Tracks aufzunehmen.
Angeblich mit einer zweiten Stimme, ist da was dran?
Da das Material für das neue Album bereits fertig war als Jörg in die Band kam, wird seine zweite Stimme wohl nur an ein paar stellen zu hören sein. Wir werden dies in Zukunft aber ausbauen.
Wer die vier Alben von versus X und Apogee kennt, der weiss, das die Longtracks schon fast Aushängeschild sind, findet es auf dem neuen Album seine Fortsetzung?
Ja, voraussichtlich werden es 3 lange Stücke, ein kürzeres und vielleicht noch ein kurzes atmosphärisches am Schluß.
Habt ihr schon einen Arbeitstitel für’s neue Album?
Nein
Ein Konzeptalbum gibt es ja noch nicht von versus X, hast du noch nicht in Erwägung gezogen, mal eines einzuspielen?
Jeder unserer Longtracks beinhaltet ja quasi ein Konzept. Außerdem existiert auch eine Art übergeordnetes Konzept, denn häufig greife ich die Thematik eines Stückes im nächsten wieder auf und spinne es weiter.
Meine Texte sind grösstenteils ziemlich abstakt und assoziativ. Das heißt wenn es mal ein Konzept gibt, dann wohl in der Art von "The Lanb lies down on Broadway". Ich habe bereits zwei Konzeptalben auf Kassetten Produziert, noch vor versus X Zeiten, für die mein Freund Gerald Heimann die deutschen Texte geschrieben hat (Schleifen, 1988, Die gläserne Wand, 1989, beide kann man über meine Apogee Webseite beziehen).
Von Konzept zu Konzert, von zwei Daten weiss ich mittlerweile, wieviele Konzert sollen es denn im Jahr 2000 werden??
Drei bis vier.
Ist vielleicht so etwas wie eine kleine Tour durch Deutschland geplant?
Nein, dafür ist der Koordinationsaufwand für uns zu gross. Wir haben leider auch niemanden, der sich mit größerem Zeitaufwand um solche Sachen kümmern könnte. Das müßte schon ein sehr idealistischer Manager sein.
Und in die Schweiz, wäre das für dich vorstellbar, an einigen Orten aufzutreten?
Natürlich. Wenn das Equipment mal eingeladen ist, können wir damit auch in die Schweiz fahren, vorausgesetzt es kommen mindestens unsere Aufwendungen irgendwie wieder raus.
Ich kenne versus X aus dem Internet, bzw. bin durch Markus Weis an euer Debutalbum gekommen, macht sich das Medium Internet für euch bezahlt, verkauft ihr so einige Alben mehr oder ist gar kein Unterschied auszumachen?
Das ist schwer zu sagen, da die Internet Sache erst richtig ins Laufen kam als wir die letzte CD veröffentlicht haben. Ich denke das Internet ist das ideale Medium für alle Nischenprodukte, zu denen ich auch Prog zähle, da sich Fans aus aller Welt schnell und effizient austauschen können.
Vor allem durch die Möglichkeit Soundfiles herunterzuladen und das Internet-selling wird es gerade für den Prog erst richtig interessant. Da kommt noch eine Lawine auf uns zu. Ich nehme an in 5 Jahren geht nichts mehr ohne dieses Medium.